Mein Weg zum Schreiben
Kennst du das? Du sitzt vor dem Computer, dir leuchtet dieses weiße Blatt entgegen und du musst etwas schreiben. Der Cursor blinkt pausenlos und erinnert dich daran, dass du eigentlich etwas schreiben sollst. Etwas Gutes. Du musst das Blatt mit Wörtern füllen, die am Ende einen runden Text ergeben sollen. Eigentlich weißt du was du schreiben möchtest, aber wie, nicht so wirklich. Dann fängst du an Wörter zu tippen, einen Satz zu formulieren und löscht diesen wieder. Dann doch lieber noch mal in die Küche gehen und schauen, was es im Kühlschrank gibt.
Von der Liebe zum Schreiben und der Überwindung die es kostet
Ich habe immer gerne geschrieben, aber nur für mich und nicht öffentlich. In der Schule mochte ich Deutsch sehr gerne und schrieb gerne Aufsätze. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits meinen eigenen Stil. Ich erinnere mich, wie mein Lehrer in der 10. Klasse zu mir sagte: „der Text ist sehr ironisch“. Ich weiß nicht wie er es meinte, oder warum er es sagte. Statt nachzufragen, fühlte ich mich kritisiert. Eine lange Zeit hatte ich so große Zweifel an dem was ich schreibe, dass ich gar nicht mehr geschrieben habe. Dabei ist gerade das Schreiben so wichtig, das Üben, wenn man gut schreiben möchte. Der eigene Stil entwickelt sich erst durch das Schreiben.
Im Job habe ich, während dieser Phase, in der ich stark an mir zweifelte, ungern geschrieben, obwohl ich es aber eigentlich sehr gerne wollte. Es fühlte sich an wie Engelchen rechts, Teufelchen links. Wenn ich Pressetexte geschrieben habe, habe ich mich an einem Muster entlanggehangelt und jedes Wort, das auf dem Blatt landete, habe ich auf die Waage gelegt. Hin und her gedreht.
Schreiben auf Reisen
Mein Leben in Albanien kam ins Spiel. Besondere Momente und Begebenheiten wollte ich unbedingt auf Papier bringen und schickte diese an meine Freunde und Familie, die immer wieder begeistert meine Texte lasen. Auf langen Reisen meine Erlebnisse festzuhalten, ist eines meiner Lieblingsbeschäftigungen. Meine Arbeit und das Schreiben und Fotografieren erfüllte mich immer mehr und ich freute mich auf jeden Newsletter, den ich schreiben konnte. Irgendwann habe ich ein Notizbuch geschenkt bekommen. Es war ein billiges, bei dem ich kein schlechtes Gewissen hatte, ich könnte Seiten verschwenden, wenn ich dort etwas hineinschreibe. Und so schrieb ich über alltägliches, über erlebtes, gesellschaftskritisches. Es gab Wochen in denen ich täglich in mein Journal schrieb und Wochen in denen ich einfach eine Schreibpause hatte. Ich schrieb einzelne Gedanken nieder, oder Ideen, oder nur Wörter, die mir gefielen.
Autobiographisches Schreiben
Im Jahr 2020 fing ich an autobiographisch zu schreiben und schloss mich einer Schreibgruppe an. Ich schrieb die absolute Rohfassung eines Buches, die zum Teil in Notizbüchern in meiner Schublade liegen und zum Teil in meinem Computer. Es waren Texte über die Sommer meiner Kindheit, die ich mit meinen Eltern auf dem Balkan verbrachte. Andere Texte, die ich schrieb, schrieb ich aus therapeutischem Zweck. Ich schrieb über meine Krebserkrankung, über meine Ängste und meinen Alltag. Texte über Tage zwischen Chemotherapie, Corona, Krebs und Kinderbetreuung.
Schreiben ist Auszeit
Schreiben heißt für mich loszulassen. Der Stift denkt für mich wenn ich schreibe und auf dem Papier landet alles, was in dem Moment in meinem Kopf herumschwirrt. Ich kann einfach meinen Gedanken nachhängen. Schreiben heißt für mich Zeit für mich zu haben. Gedanken raus zu schreiben, miteinander zu verknüpfen und etwas entstehen zu lassen. Es ist selbstverständlich nicht alles gut was ich schreibe und nicht alles ist ausgearbeitet und durchdacht, aber darum geht es mir oftmals beim Schreiben gar nicht. Mir geht es darum im Moment zu sein, ganz bei mir und einfach los zuschreiben. Egal was kommt. Und am Ende schreibe ich mir meine eigenen Wegweiser. Für mich ist Journaling, das Führen eines Tagebuchs, das wirksamste Werkzeug, um mein Leben in eine bestimmte Richtung zu lenken.